Schritt fĂŒr Schritt aus der Krise

Investieren in schwierigen Zeiten

Berlin, Dezember 2022, BB&V Investment Consulting GmbH

Langfristig gesehen waren antizyklische Investitionsschritte die beste Entscheidung in allen vergangenen Krisen. Wer in der aktuellen Phase nicht „All In“ gehen möchte, kann ĂŒber kleinere Investitionsschritte oder einen Sparplan das Risiko eines unpassenden Einstiegszeitpunktes merklich verringern.

Die MÀrkte zeigen aktuell eine Tendenz, die Hoffnung macht. Immerhin klettern die Kurse seit Anfang Oktober wieder und machen Lust auf mehr. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass jeder BÀr irgendwann mal zum Bullen wird. Oder genauer gesagt: Die ungeliebten Abschwungphasen dauern im Schnitt 9,6 Monate und haben Anlegern im Mittel Verluste von 36 Prozent beschert. Seit 1928 gab es in den USA insgesamt 26 BÀrenmÀrkte, zwischen deren Eintritt durchschnittlich 3,6 Jahre lagen. AufwÀrtsphasen, also BullenmÀrkte, dauern dagegen im Schnitt 2,7 Jahre an und bringen 114 Prozent Gewinn.

NatĂŒrlich gibt es auch sie: Die AbstĂŒrze an der Börse nach epochalen Ereignissen wie der Weltfinanzkrise von 2008, die erst nach vielen Monaten wieder ausgebĂŒgelt sind. Hier wird Anlegern etwas mehr Geduld abverlangt.

Nach der Baisse kommt die Hausse

Zu den Lichtblicken eines Bullenmarktes gehört, dass die Baisse Unternehmen zwingt, effizienter und kreativer zu werden. Auch die Politik handelt pragmatischer. Das kann nicht nur die Wende fĂŒr Konjunktur und Börse bringen, sondern auch die Grundlage fĂŒr einen langfristigeren Aufschwung schaffen. DarĂŒber hinaus können Krisen aber auch als Auslöser fĂŒr gesamtgesellschaftlich positive Impulse dienen – etwa bei der Energiewende, der Sanierung von Infrastruktur oder der Verbesserung von Lieferketten.

Die Börse als FrĂŒhindikator

Der Aktienmarkt greift den grundlegenden Trends der Realwirtschaft auch hĂ€ufig vor. Statistiken belegen fĂŒr die letzten 60 Jahre, dass die Börse bereits sechs bis neun Monate vor dem Tiefpunkt der Wirtschaft wieder anzieht. Aktienkurse sind damit ein FrĂŒhindikator fĂŒr die Konjunktur.

Wann ist der beste Einstiegszeitpunkt?

Wie sich die Börse in der nĂ€heren Zukunft entwickeln wird, bleibt schwer vorherzusagen. Geld- und auch geopolitische Entscheidungen werden auch in den nĂ€chsten Wochen und Monaten noch große Auswirkungen haben. Einig sind sich die Marktbeobachter aber in einem Punkt: Mit Blick auf die relativ niedrigen Bewertungen wird auf lange Sicht mit wieder deutlich steigenden Kursen gerechnet. Jetzt auf den besten Einstiegszeitpunkt zu warten, wird sich aber voraussichtlich nicht bezahlt machen. Den kennt man immer nur im Nachhinein.

Timing als Risiko

Statt sich – aus Angst vor einem womöglich falschen „Timing“ – gar nicht erst an die AktienmĂ€rkte zu trauen, sollten Anleger ĂŒber einen schrittweisen Einstieg in die MĂ€rkte nachdenken. Die Aufteilung kann dabei variabel sein. So kann in einem ersten Schritt zunĂ€chst „nur“ die HĂ€lfte der Anlagesumme direkt investiert und der restliche Betrag auf mehrere Nachinvestitions-Schritte aufgeteilt werden. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von monatlichen SparplĂ€nen. So kann das Timing-Risiko gesenkt und gleichzeitig der „Cost-Average-Effekt“ genutzt werden.

Cost-Average-Effekt

Dieser Durchschnittskosten-Effekt funktioniert wie folgt: Wer zu einem festen Betrag regelmĂ€ĂŸig Anteile von Wertpapieren mit hoher Schwankung kauft, erhĂ€lt auch entsprechend schwankende Mengen dieser Wertpapiere. Bei hohen Kursen wird dann nur eine geringere Anzahl Wertpapieranteile gekauft. Sind die Kurse hingegen gĂŒnstig, werden auch mehr Anteile gekauft. Der durchschnittliche gezahlte Preis pro Anteil ist damit deutlich niedriger als beim regelmĂ€ĂŸigen Kauf einer festen Anzahl von Anteilen. Und wie schon die alte Kaufmannsregel besagt: „Im Einkauf liegt der Gewinn!” Der Cost-Average-Effekt ist gerade dann am grĂ¶ĂŸten, wenn die Schwankungen am Markt besonders hoch sind – also wie in den letzten Monaten. In Zeiten relativ stabil fallender oder steigender Kurse wirkt er sich hingegen nicht mehr positiv aus.

Panik kostet Rendite

Wichtiger als die Durchschnittskosten beim regelmĂ€ĂŸigen Sparen ist aber vermutlich der psychologische Effekt. Der automatisierte Kauf macht es fĂŒr Anleger leichter die gewĂ€hlte Anlagestrategie diszipliniert durchzuhalten. Nachweislich der wichtigste Faktor fĂŒr den Erfolg einer Anlage! Die geringeren AnlagebetrĂ€ge schonen die Nerven auch bei schwankenden Kursen und Unsicherheit am Markt. Zwischenzeitliche KursrĂŒcksetzer können sogar ein Grund zur Freude sein. Bieten sie doch die Möglichkeit fĂŒr gĂŒnstige NachkĂ€ufe aus der noch gehaltenen LiquiditĂ€t. Dieser psychologische Vorteil ist nicht zu unterschĂ€tzen und verhindert einen panikgetriebenen Abschied aus dem Markt. Denn dieser kostet in der Regel die meiste Rendite.

Fazit:

FĂŒr Anleger, die der aktuellen Markterholung noch nicht so recht trauen oder von der Sorge um den richtigen Einstiegszeitpunkt gelĂ€hmt werden, bietet sich ein schrittweises Vorgehen an. In der Börsengeschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass sich Investitionen in schwierigen Zeiten besonders lohnen. Dabei sollte aber nicht versucht werden, den „perfekten“ Einstiegspunkt zu treffen. Dies ist nahezu unmöglich und spielt fĂŒr langfristig denkende Sparer auch nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es, mit Geduld und Disziplin bei der Sache zu bleiben. Oder ĂŒberhaupt erst in den Markt zu gehen. Denn: UntĂ€tigkeit in der Krise ist fĂŒr Anleger keine gute Alternative.



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